Altenstädter Gesellschaft für Geschichte und Kultur e.V.
Bericht über die Tagesfahrt der AGGK nach Veitshöchheim und Würzburg
am Samstag 9. Mai 2015
Der Glanz des Rokoko und des Barock
Am Samstag, 09. Mai war es wieder soweit. Die seit mehreren Jahren beliebte
Tagesfahrt im Mai der Altenstädter Gesellschaft für Geschichte und Kultur e.V. war seit
langem ausgebucht.
Das Ziel der diesjährigen Fahrt war die fränkische Gegend um Würzburg, wo uns wahre
Kunstwerke des Rokoko- und Barockzeitalters erwarteten. Fast pünktlich um 8 Uhr
fuhr der große Bus der Firma Pfannmüller am Bahnhof Altenstadt ab. Wegen eines
Staus verließen wir die Autobahn bei Wertheim und steuerten unser erstes Ziel über
die Landstraße an. Im Schloss von Veitshöchheim wurden wir bereits erwartet.
In zwei Gruppen aufgeteilt wurden wir durch das Schloss geführt. Die prunkvollen, im
Originalstil eingerichteten Räume der ehemaligen Sommerresidenz der Fürstbischöfe
von Würzburg beeindruckten uns sehr. Der ursprüngliche Baubeginn des Schlosses lag
um das Jahr1680, das zunächst als Refugium für die bischöfliche Jagd bestimmt war. Es
folgten einige weitere Ausbaustufen. Das heutige Aussehen verdankt das Schloss
berühmten Architekten und Baumeister Balthasar Neumann, der hier um 1750 wirkte
und der Anlage durch Erweiterungs- und Umbauten das heutige Aussehen im Stil des
Rokoko gab. Die Fürstbischöfe residierten in dieser Sommerresidenz bis 1806. Ab
diesem Jahr verloren sie ihre politischen Funktionen und waren nur noch für die Kirche
zuständig. Von 1806 bis 1814 wurde aus dem Würzburger Gebiet ein Großherzogtum,
in dem der Großherzog Ferdinand III. von Toskana, ein Abkömmling der Habsburger
regierte. Im Jahr 1814 wurde das Gebiet dem Königreich Bayern zugeschlagen und das
Schloss kam damit in den Besitz der bayerischen Könige. Nach dem ersten Weltkrieg
fiel das Schloss an den Freistaat Bayern und ist seit 1932 Museum. In den Jahren 2001-
2005 wurde es aufwendig restauriert. In der Winterzeit ist es grundsätzlich
geschlossen.
Der vielbesuchte Rokoko-Schlossgarten wurde um 1760 angelegt, mit Teichen,
Wasserspielen und hunderten von Figuren. Beim Bau der Eisenbahnstrecke durch das
Maintal wäre der Garten beinahe durch die zuerst geplante die Linienführung
zerschnitten worden. Das verhinderte jedoch König Ludwig I. , für den ein kleiner
repräsentativer, königlicher Bahnhof in der Nähe zum Schloss gebaut wurde. Dem
Vernehmen nach, waren die bayrischen Könige jedoch kaum in Veitshöchheim zu
Besuch. Jeder aus unsrer Gruppe konnte sich nach der Führung im Schloss die
Schönheit dieses Gartens auf eigene Faust erschließen. Ein kleiner, kurzer Regenguss
machte dem jedoch ein vorzeitiges Ende.
Um 12 Uhr wartete ein uriges, fränkisches Weinhaus, das „Spundloch“ in
Veitshöchheim, auf die Gruppe zum Mittagstisch. Gut organisiert und zügig wurden wir
mit den vorbestellten wohlschmeckenden Speisen und ausgezeichneten Getränken
versorgt.
Gut gestärkt und ausgeruht ging die Gruppe danach auf kurzem Weg zur Schifflände
und bestiegen um 13.40 Uhr das Linienschiff nach Würzburg. Das Wetter hatte sich
wieder zum Besseren gewendet. Sanft glitten die bewaldeten, grünen Berghänge auf
der einen und die Baulichkeiten des Hafens Würzburg auf der anderen Seite an uns
vorbei. Nach vierzig Minuten erreichte das Schiff die Landestelle „Alter Kranen“ in
Würzburg. Hier wartete unser Bus, um uns zur nächsten Führung in die Würzburger
Residenz zu fahren.
Die Residenz ist ein riesiger barocker Bau, der zwischen 1744 und 1788 errichtet
wurde und von seiner Größe und Schönheit her in der Reihe von Schlössern wie
Schönbrunn in Wien und dem Schloss Versailles steht. Vor allem hier hat Balthasar
Neumann seine Handschrift hinterlassen. Besonders berühmt ist das Treppenhaus mit
dem größten zusammenhängenden Deckenfresko der Welt von Giovanni Battista
Tiepolo. Würzburg wurde kurz vor Kriegsende durch ein Bombardement zu fast 80
Prozent zerstört. Auch das Schloss erlitt große Zerstörungen. Wie durch ein Wunder
blieb jedoch das Treppenhaus mit dem Deckenfresko fast unversehrt. Die Führung
begann im sog. Weißen Saal, der neben dem nachfolgenden Kaisersaal für viele
hochkarätige Konzerte (z.B. dem Mozartfest) genutzt wird. Mehrere Prunkräume
schlossen sich an, jeder noch um Grade aufwendiger mit Stuck , Schnitzereien und
Bildern gestaltet. Der Spiegelsaal stellt in dieser Reihe den Höhepunkt dar. Der
Wiederaufbau des Schlosses nach dem zweiten Weltkrieg ist ausführlich in einer
eigenen Abteilung dokumentiert.
Nach dem Rundgangdurch das Schloss war nur kurz Gelegenheit, sich in einem Café
der Stadt auszuruhen und zu stärken. Als Abschluss und zur Abrundung des
Ausflugstages fuhren wir noch zum „Käppele“, einer Wallfahrtskirche, die auf halber
Höhe am Berg über Würzburg liegt. Hier konnten wir das Kircheninnere bestaunen
und die herrliche Aussicht auf das Maintal mit Würzburg und der Feste Marienberg
genießen.
Dann hieß es Abschied nehmen zur Heimfahrt nach Altenstadt. Hier traf die Gruppe um
20 Uhr sicher und voller positiver Eindrücke wieder ein.
August Trützler
Die Reisegruppe vor dem Schloss Veitshöchheim