Altenstädter Gesellschaft für Geschichte und Kultur e.V.
Ein eindrucksstarker Tag an Main und Tauber
Als Ziel für die turnusmäßig im Monat Mai stattfindende, beliebte Tagesfahrt hat die
Altenstädter Gesellschaft für Geschichte und Kultur e.V. in diesem Jahr das Kloster
Bronnbach im Taubertal ausgewählt. Eine 28-köpfige Truppe begab sich am Vormittag
des Samstag, 24. Mai, erwartungsvoll auf die Reise. Petrus ließ auf der Hinfahrt über
die Spessart-Autobahn noch einige Tropfen vom Himmel fallen, nach der Ankunft am
Zielort Bronnbach hatte er jedoch ein Einsehen und schickte uns über den Tag verteilt
noch eine gute Portion an Sonnenstrahlen.
Das Kloster Bronnbach ist im 12. Jahrhundert von Mönchen des Zisterzienserordens
gegründet worden. Einer Legende nach hat sogar der berühmte Zisterzienserabt
BERNHARD von CLAIRVAUX den Anlass zur Gründung vor Ort gegeben. Die
Errichtung des Klosters erfolgte aufgrund einer Stiftung einer Gruppe Edelfreier
Herren und lag damals in der Zuständigkeit des Bistums Mainz. In den Zeiten der
Bauernkriege um 1525 und im 30-jährigen Krieg wurde das Kloster sehr in
Mitleidenschaft gezogen. In der Reformationszeit war das Kloster von der Auflösung
bedroht und wurde zum Spielball der Wertheimer Grafen, die in reformatorischem
Übereifer die Altäre und figürlichen Darstellungen des Klosters vernichteten. Zu
Beginn des 17. Jahrhunderts haben die Fürstbischöfe von Würzburg das Kloster im
barocken Stil wieder hergestellt, wie es vom Umfang auch heute vorhanden ist. Das
Kloster bestand somit insgesamt rund 650 Jahre bis zur Säkularisation im Jahre
1802/03. Es kam danach in den Besitz der Fürstenfamilie zu Löwenstein-Wertheim.
Das Kloster bestand und besteht noch heute aus einer sehr umfangreichen baulichen
Anlage mit der Kirche nach basilikalem Schema, und der Klausur mit allen
dazugehörenden Räumen, Kreuzgang und mehreren Wirtschaftsgebäuden, welche
alle in früheren Zeiten üblichen landwirtschaftlichen und handwerklichen Abteilungen
enthielten. Die Kirche ist prunkvoll ausgestattet mit Altären und Gemälden, die von
hervorragenden Künstlern gefertigt wurden. Das beidseitige Chorgestühl, von einem
Ordensangehörigen aus Eichenholz geschnitzt, ist ein besonderes Schmuckstück. In
der Barockzeit wurden zusätzliche prunkvolle Räume gebaut, die für
Repräsentationszwecke gedacht waren. Hierzu gehört vor allem der Bernhard-Saal
und der Josefs-Saal und mit seinen herrlichen Decken- und Wandgemälden mit
Szenen des Alten Testamentes. Die sehr umfangreiche Klosteranlage war im 20.
Jahrhundert immer mehr dem Verfall preisgegeben, da das Fürstenhaus die enormen
Erhaltungskosten nicht stemmen konnte. Das führte letztlich dazu, dass im Jahre
1985 der Landkreis Main-Tauber die marode Anlage aufkaufte und mit deren
Restaurierung begann. Die Innenbereiche der Anlage sind wieder zu sehenswerten
Schmuckstücken geworden. An den Außenfassaden gibt es noch viel zu tun. Das
Kloster ist heute ein echter kultureller Schwerpunkt der Region mit zahlreichen
Konzerten und Veranstaltungen der verschiedensten Art. Ein kleiner Katalog von 180
Seiten Umfang gibt eine Vorstellung von der Fülle der Angebote, die auch im Internet
unter der Adresse www.kloster-bronnbach.de abrufbar sind.
Alle Teile des Klosters waren Gegenstand einer ausführlichen Führung, deren
krönender Abschluss ein viertelstündiges Orgelkonzert bildete. Ein extra aus
Würzburg angereister junger Organist gab zuerst eine Einführung zu der Ende des 19.
Jahrhunderts erbauten Orgel und erfreute die Gruppe dann mit Stücken von
Mendelsohn-Bartholdy, einem Bach-Choral und dem Schlusschor aus den
Meistersingern von Richard Wagner. Vor der Abfahrt zum Mittagessen im
nahegelegenen Reichholzheim konnte noch der schöne Garten vor der
Orangerie bestaunt werden. Gut gestärkt durch fränkische Mahlzeiten und z.T. auch
durch den guten Frankenwein brachte der Bus die Gruppe wieder zurück zum Kloster,
wo der nächste Programmpunkt, die Besichtigung der Museums-Brennerei mit
Schnapsverkostung anstand. Das Museum wird vom örtlichen Heimatverein in
ehrenamtlich geführt, der auch alle Verpflichtungen zur Errichtung und Erhaltung vom
Landkreis übernommen hat. Herr Sommer, der Leiter dieser Einrichtung, gab uns
nach seiner Begrüßung einen Einblick in die Geheimnisse der Schnapsherstellung
aus den verschiedensten Obstsorten. Er erzählte von den strengen Vorschriften und
der Überwachung durch die Beamten des Zoll und der Branntweinsteuer die sehr
unterschiedlich je nach Obstsorte amtlich festgelegt ist. Die Erzählung einer Reihe von
lustigen Begebenheiten trug zu einer hervorragenden Stimmung bei, die sich dann
durch die Schnapsverkostung bei Einigen noch etwas gesteigert hat.
Nach einer kurzen Fahrt ins nahe pittoreske Mittelalterstädtchen Wertheim, sind wir
am Glasmuseum zur nächsten Führung ausgestiegen. Wertheim hat sich nach dem 2.
Weltkrieg zu einem Zentrum der Glasindustrie, vor allem zur Herstellung von
technischen Glasartikeln entwickelt. Die Glasbläser kamen zum größten Teil in den
Jahren nach 1945 aus dem thüringischen ILMENAU und fanden in Wertheim einen
geeigneten Platz um hier ihr Metier auszuüben. Das Glasmuseum ist in einem
schönen, alten Fachwerkbau untergebracht. Es ist das zweitgrößte in Deutschland
und bietet eine Fülle interessanter Ausstellungstücke, die nach Alter, Herkunft und
Zweckbestimmung der Glaserzeugnisse geordnet in Vitrinen ausgestellt sind.
Wundervolle seltene und alte Stücke sind dabei zu bestaunen. Die uns führende
Dame gab einen guten Überblick über die Entwicklung der Industrie in Wertheim, die
damals mit der Produktion von Fiberthermometern begann. Sie erläuterte die
Gründung und den Aufbau des Museums und die besonderen Ausstellungsstücke.
Eine Vorführung durch einen Glasbläser bei der Herstellung eines Weinglases rundete
die Besichtigung dieses Museums ab.
Wertheim hat als Stadt noch eine Fülle von Sehenswürdigkeiten zu bieten. Hierzu
gehören die Fachwerkbauten der Altstadt, das Grafschaftsmuseum, u.a. mit Bildern
von Otto Modersohn und der großen Burg. Das könnte ausreichend Stoff für einen
erneuten Besuch sein.
Vom Glasmuseum aus begab sich die Gruppe zu Fuß zum knapp 1 km entfernten
Mainufer. Der letzte Teil des Ausflugs, eine einstündigen Schiffsfahrt auf dem Main mit
dem Ausflugsschiff „MOZART“, das 600 Personen Platz bietet, hat das
Ausflugsprogramm abgeschlossen. Die Sonne begleitete uns die ganze Zeit. Zuerst
ging es mainaufwärts bis zur Staustufe Eichel, nach einer Wende dann flussabwärts
bis zum Hafen Bestenheid und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Die
Ausläuferhänge des Spessart zur einen und des Odenwalds zur anderen Seite zogen
mit ihrem üppigen Grün vorüber. Die Ruine der Burg Wertheim grüßte mit ihrem Turm
von der Höhe über Wertheim. Während der Fahrt konnte Kaffee und Kuchen als
„Rivergedeck“ bestellt werden. Der nahe geparkte Bus brachte die zufriedenen
Teilnehmer auf einer zügigen,1 ¼-stündigen Fahrt über rd. 100 Kilometer sicher
wieder zum Heimatort Altenstadt zurück. Der Ausflug gab viele Anregungen, auch
einmal privat die besuchten Orte wieder anzusteuern.
Altenstadt, 26.Mai 2014
Gustl Trützler